Normale Menschen von Sally Rooney - Eine komplizierte Liebesgeschichte, eingebettet in die heutige Welt
Die Times nannte 2020 Normal People (im Deutschen Normale Menschen) von der irischen Autorin Sally Rooney der beste Roman des Jahres. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass mir das Buch weder 2020 noch danach aufgefallen ist. Erst durch die gleichnamige BBC-Serie bin ich auf diese wunderbare Erzählung von zwei jungen, sich liebenden Menschen, Marianne und Connell, aufmerksam geworden. Normale Menschen ist daher mein erster Roman von Sally Rooney. Sie wurde aber bereits durch diverse Kurzgeschichten und ihren Debütroman Gespräche mit Freunden aus dem Jahr 2017 einem breiteren Publikum bekannt.
Der große Hype um Sally Rooney hat aber erst mit dem Buch Normal People begonnen.
Um was geht es?
In allererster Linie handelt das Buch über eine romantische Verbindung zweier junger Menschen aus der fiktiven irischen Provinzstadt Carricklea in der Grafschaft Sligo. Der Roman behandelt neben dieser Geschichte die individuellen Persönlichkeiten beider Hauptcharaktere mit all deren Facetten und Problemen, die mit dem Erwachsen werden verbunden sind. Es geht darum, was Freundschaft und Familie bedeutet, wie Trauer und Depression überwunden wird und wie beide Charaktere versuchen, ihre Identität über die Beziehungen, die sie führen, zu finden. Letztlich geht es vor allem auch um die Suche nach einem Platz in dieser Welt.
Das Buch ist deswegen so interessant, weil es nicht die typische Liebesgeschichte, wie man vielleicht zunächst glauben mag, erzählt. Es ist eine sehr realistische Erzählung, die im Wesentlichen die vielschichtige Schönheit des banalen Alltags unterstreicht.
Es gab aber auch einige Themen und Elemente, die mir an dem Buch nicht ganz so gut gefallen haben. Trotz der unkonventionellen Art eine Liebesromanze zu erzählen, ist das Buch nicht frei von Vorurteilen und etwas vereinfacht dargestellten ökonomischen und gesellschaftlichen Wechselwirkungen.
Nachfolgend werde ich versuchen, die Geschichte von Connell und Marianne, die im Buch über einen Zeitraum von fünf Jahren erzählt wird, in meinen Worten zusammenzufassen.
Connell
Connell Waldron wächst bei seiner alleinerziehenden Mutter Lorraine auf. Er gehört in der Schule zu den beliebtesten und besten Schülern. Zudem ist er der Star der Fußballmannschaft. Über seinen Vater ist wenig bekannt, im Buch wird aber angedeutet, dass Connell`s Mutter schon früh und ungewollt Mutter geworden ist und der Vater die beiden verlassen hat. Er selbst hat kein sonderliches Interesse seinen Vater kennenzulernen.
Er wächst mit seiner Mutter in einer Arbeitersiedlung auf. Lorraine ist Putzfrau bei Mariannes Mutter Denise Sheridan.
Marianne
Marianne Sheridan wächst bei ihrer alleinerziehenden Mutter Denise und ihrem Bruder Alan auf. Im Gegensatz zu Connell ist Marianne Außenseiterin an der Schule in Carricklea. Sie unternimmt nichts dazuzugehören, im Gegenteil, sie trägt ihre Verachtung gegenüber ihren Mitschülern offen zur Schau. Sie gehört aber, genauso wie Connell, zu den besten Schülern ihrer Klasse. Connell bezeichnet sie als klügste Person in der Schule.
Auch Marianne wächst ohne Vater auf. Im Buch wird von Connell erwähnt, dass ihr Vater gestorben ist, als sie dreizehn war.
Sie lebt mit ihrem Bruder und ihrer Mutter in einer weißen Villa etwas abseits von Carricklea.
Connell & Marianne - Normale Menschen
Die beiden Hauptfiguren kennen sich also einerseits aus der Schule, andererseits aber noch dadurch, dass Connell`s Mutter Lorraine bei den Sheridans putzt. Connell holt seine Mutter öfters von der Villa der Sheridans ab und eines Tag offenbart Marianne ihm dort ganz nebenbei, dass sie ihn mag. Ab diesem Zeitpunkt scheint das Eis zwischen den beiden gebrochen zu sein und sie treffen sich regelmäßig, um miteinander zu schlafen oder zu kleineren Unternehmungen, die aber weit außerhalb von Carricklea stattfinden. Connell möchte nämlich nicht, dass seine Beziehung zu Marianne öffentlich wird. Er hat Angst davor, dass seine Freunde ihn für das Verhältnis mit Marianne verurteilen könnten.
Natürlich tut er in der Schule so, als würde er Marianne nicht kennen, aber davon wollte er gar nicht anfangen. So muss es eben einfach sein. Wenn die Leute herausfänden, was er mit Marianne gemacht hat, heimlich, während er sie jeden Tag in der Schule ignoriert, wäre sein Leben vorbei.
- Normale Menschen, Sally Rooney, Seite 31
Marianne lässt sich zunächst auf diese Art von Beziehung ein. Es wird aber immer mehr klar, dass Marianne sich keine heimliche Beziehung wünscht. Auf der anderen Seite merkt Connell, dass er sich gegenüber Marianne schlecht verhält und er schämt sich für sein Verhalten. Insbesondere als seine Mutter ihn auf seine Beziehung mit Marianne anspricht, nachdem sie Marianne mit hochroten Kopf eines Morgens aus dem Haus laufen sieht, fällt ihm es schwer, sich zu Marianne zu bekennen.
Der Leser merkt schnell, dass Connell sich innerlich sehr zerrissen fühlen muss. Seine Angst vor der Ablehnung seiner Freunde ist aber größer als sein Wunsch, sich zu Marianne zu bekennen.
Auf der anderen Seite bekommt man als Leser den Eindruck, dass trotz dieser Zwiespältigkeit und der Unterschiedlichkeit, beide eine tiefe Verbindung zueinander entwickeln. Beide haben ihre Schwachstellen, die der jeweils andere Part versucht zu reparieren. Marianne überzeugt Connell, sich für das Trinity College in Dublin zu bewerben, um dort Englisch zu studieren. Connell hingegen gibt Marianne Sicherheit und das Gefühl geliebt zur werden.
Sie hat nie geglaubt, dass irgendjemand sie lieben könnte. Aber nun hat sie ein neues Leben, und dies ist der erste Moment, und selbst nach vielen Jahren wird sie immer noch denken: Ja, das war er, der Beginn meines Lebens.
- Normale Menschen, Sally Rooney, Seite 47
Das Ende der Beziehung zwischen Marianne und Connell an der Highschool und somit die erste Unterbrechung findet statt, nachdem Connell Marianne nicht zum Abschlussball einlädt und stattdessen mit Rachel, einer etwas oberflächlichen Schulfreundin aus seiner Clique, den Ball besucht. Marianne ist dadurch zutiefst verletzt und bricht den Kontakt zu Connell ab.
Es vergeht etwas Zeit, beide machen ihren Highschool Abschluss und besuchen nun das Trinity College, jedoch unterschiedliche Studiengänge. Connell studiert Englisch und ist zunehmend mit seinem neuen Leben als Student überfordert. Er muss während des Studiums Nebenjobs annehmen, um sein kleines Zimmer in einer WG in Dublin zu finanzieren. Außerdem fehlen ihm seine Freunde aus Carricklea, er hat kaum Freunde in seinem neuen Leben.
Für Marianne dagegen entwickelt sich das Studentenleben in Dublin ganz anders. Sie studiert Wirtschaft und Politik und hat einen kleinen, neuen Freundeskreis aufgebaut. Sie scheint nun beliebt und angekommen zu sein.
Beide treffen sich auf einer Party wieder, zu der Connell`s Studienkollege Gareth eingeladen hatte. Wenig später stellt sich heraus, dass Gareth der neue Freund von Marianne ist. Ab diesem Zeitpunkt unternehmen Marianne und Connell wieder viel miteinander, oft zusammen mit Mariannes Freunden. Im Gegensatz zu Connell hat Marianne kein Problem damit, ihn in ihren Freundeskreis aufzunehmen. Die Beziehung zu Gareth hält aber nicht lange und kurz nachdem Marianne sich von ihm getrennt hat, beginnen Connell und Marianne wieder eine intimes Verhältnis miteinander. Doch auch dieses Mal soll die Beziehung nicht von Dauer sein. Noch bevor sich eine ernsthafte Beziehung zwischen den beiden aufbauen kann, werden sie durch ein Missverständnis auseinandergerissen. Connell kann einen Sommer lang die Miete nicht bezahlen und ist gezwungen wieder nach Sligo zu ziehen.
Marianne sah von ihrem Kaffee auf und sagte nur: Was? Ja, sagte er. Ich muss bei Niall ausziehen. Wann?, fragte Marianne. Ziemlich bald. Vielleicht nächste Woche. Ihr Gesicht verhärtete sich, ohne eine bestimmte Gefühlsregung zu verraten. Oh, sagte sie. Dann gehst du wohl nach Hause.
- Normale Menschen, Sally Rooney, Seite 129
Connell war in der Hoffnung, dass Marianne ihn bei sich wohnen lässt. Marianne, einfühlsam nur in Bezug auf ihr eigenes Selbstwertgefühl, versteht nicht, was Connell sie zu fragen versucht.
Connell und Marianne finden beide neue Partner, doch in keinem der neuen Partner finden sie die besondere und tiefe Verbindung, die sie füreinander empfinden. Nachdem sich Marianne und Connell längere Zeit nicht mehr gesehen haben und Marianne in dem selbstverliebten und masochistischen Jamie ihren neuen Partner gefunden hat, treffen sich beiden in einem Cafe in Dublin.
Die Szene im Cafe wird im Buch durch mehrere Zeitsprünge unterbrochen, was ich nicht schlimm finde, da dadurch die Spannung bestehen bleibt. Die Unterhaltung im Cafe ist meine Lieblingsstelle im Roman.
Connell zieht an der Zigarette und lässt die Augen einen Moment lang halb geschlossen. Die Sonne ist sehr warm, und er kann Mariannes Körper ganz nah bei sich spüren, und den Mundvoll Rauch und den bitteren Nachgeschmacks des Kaffees. Vielleicht will ich ja schlecht behandelt werden, sagt sie. Ich weiß es nicht. Manchmal glaube ich, ich verdiene etwas Schlechtes, weil ich ein schlechter Mensch bin. Er atmet aus. Im Frühjahr wachte er manchmal nachts neben Marianne auf, und wenn sie ebenfalls wach war, nahmen sie sich in die Arme, bis er sich in ihr spüren konnte. Er musste nichts sagen, er fragte sie nur, ob es für sie in Ordnung sei, und sie sagte immer ja. Nichts in seinem Leben war vergleichbar mit dem, was er dann fühlte. Oft wünschte er sich, er könne in ihrem Körper einschlafen. Es war etwas, das er nie mit jemand anderem haben konnte und auch nie wollte. Anschließend schliefen sie einander im Arm haltend ein, ohne zu reden. Du hast mir nie etwas davon erzählt, sagt er. Als wir beide... Mit dir war es anders. Wir waren, du weißt schon. Die Dinge waren anders.
- Normale Menschen, Sally Rooney, Seite 139
Diese Stelle im Buch wird auch beeindruckend gut von Daisy-Edgar Jones und Paul Mescal als Marianne und Connell in der gleichnamigen Serie verkörpert.
Die Miniserie konnte man sich eine Zeit lang kostenlos in der ZDF Mediathek ansehen, mittlerweile steht sie auf Amazon Prime zur Verfügung. Die Umsetzung ist absolut sehenswert.
Nachdem die beiden sich bei einem Kaffee ausgesprochen haben, treffen sie sich danach einige Male wieder. Zusammen mit ihren Freunden verbringen Connell und Marianne die Sommerferien im Landhaus der Familie von Marianne in Italien. Marianne trennt sich bald danach von Jamie und studiert ein Wintersemester in Schweden, fällt dort aber wieder mit ihren neuen Verhältnis in selbstverachtene Beziehungsmuster. Connell findet in Helen, einer Medizinstudentin eine neue Partnerin.
An Silvester passiert jedoch ein tragischer Unfall, bei dem sich Connell`s Schulfreund Rob das Leben nimmt. Rob war seine Bezugsperson in Carricklea, er hatte aber auch zunehmend mit Alkoholproblemen zu kämpfen. Mit ihm traf er sich jedes Mal, wenn er zu Besuch in seiner Heimatstadt war. Durch diesen Vorfall fällt Connell in eine schwere Depression.
Es kommt mir nun mal so vor, als wäre ich aus Carricklea weg, weil ich dachte, ich könnte ein anderes Leben haben, sagt er. Aber ich hasse es hier, und jetzt kann ich nie wieder zurück. Ich meine, diese Freundschaften sind weg. Rob ist tot, ich werde ihn nie mehr wiedersehen. Ich kann nie mehr dieses Leben zurückhaben.
- Normale Menschen, Sally Rooney, Seite 224
Connell erhält psychologische Unterstützung, aber erst durch die langen Skype Gespräche mit Marianne, die bis tief in die Nacht andauern, verbessert sich seine Situation. Marianne studiert zu diesem Zeitpunkt noch in Schweden und beobachtet ihn jeden Nacht, bis er einschläft. Marianne hilft ihm, seine Depression zu heilen.
Helen hat sich in dieser schwierigen Zeit von Connell getrennt, da sie spürte, dass er nur Marianne wirklich an sich heranlassen konnte.
Marianne und Connell versuchen sich dann eine Zeit lang als Freunde, was wiederum nicht wirklich funktioniert, da die Anziehung zwischen den beiden unüberbrückbar ist.
Marianne wird in einer Nacht von ihrem Bruder Alan mit der Tür ins Gesicht geschlagen, daraufhin holt Connell sie von zu Hause ab. Nach diesem Vorfall bricht Marianne den Kontakt zu ihrer Familie ab. Connell rettet sie vor ihrer missbräuchlichen Familie.
Ab diesem Zeitpunkt sind die beiden ein Paar. Sie verbringen Weihnachten zusammen mit Connell`s Familie und wohnen in einer kleinen Studentenwohnung. Man könnte jetzt meinen, die Geschichte der beiden endet mit dem perfekten, romanischen Happy End. Aber das Buch beschreibt ja die Realität unserer (Liebes-)beziehungen.
Connell bekommt ein Angebot in New York zu studieren und somit eine riesige Chance seine beruflichen Träume zu realisieren. Er nimmt das Angebot an und verlässt Marianne. Marianne dagegen bleibt in Irland und versucht dort sich auf ihre eigene Heilung zu konzentrieren. Somit endet der Roman mit den Gedanken von Marianne:
Sie schließt die Augen. Er wird wahrscheinlich nicht wiederkommen, denkt sie. Und wenn, wird er ein anderer sein. Was sie jetzt haben, können sie niemals wieder zurückbekommen. Aber für sie wird der Schmerz der Einsamkeit nichts sein im Vergleich zu dem Schmerz, den sie früher verspürte: nichts wert zu sein. Er machte ihr das Geschenk, ein guter Mensch zu sein, und das gehört jetzt ihr. Mittlerweile breitet sich vor ihm sein Leben in alle Richtungen gleichzeitig aus. Sie haben sich gegenseitig viel Gutes getan. Wirklich, denkt sie, wirklich. Menschen können sich wirklich gegenseitig ändern.
- Normale Menschen, Sally Rooney, Seite 273
Fazit
Das Buch zeigt, was Liebe in der heutigen Zeit bedeutet. Das es nicht einfach ist, einen Partner zu finden, und es vielleicht noch schwieriger ist, diese Liebe zum Partner aufrechterhalten zu können. Erschwert wird das Ganze durch individuelle, ökonomische und soziale Hindernisse. Connell und Marianne spiegeln dieses Leben wieder, sie sind im Grunde Normale Menschen unserer Zeit.
Sally Rooney zeigt mit ihrem Buch wie untrennbar verknüpft unsere Beziehungen mit unserer gesellschaftlichen Umwelt sind.
Connell fürchtet den sozialen Ausschluss aus seiner Highschool-Clique und das Ansehen bei seinen Freunden sofern seine Beziehung zu Marianne bekannt wird. Aufgrund dieser Angst und dem damit verbundenen sozialen Abstieg stellt er dieses Bedürfnis über die Beziehung zu Marianne.
Bei Marianne ist das anders. Sie kommt aus einer reichen Familie, gibt sich cool und unnahbar und hat ohnehin nichts zu befürchten. Einzig und allein ihre fehlende Selbstliebe ist ihr Verhängnis.
Ich tat mich von Anfang an mit dieser Darstellung der Hauptcharaktere etwas schwer. Es ist eine sehr klischeehafte Darstellung von Arm und Reich. Marianne ist das coole, unnahbare Mädchen auf der Highschool, hat keine Freunde, dafür aber eine Familie, die sie emotional und physisch misshandeln.
Connell dagegen ist etwas uncool, sozial gut aufgehoben und hat natürlich die beste Mutter der Welt. Seinen Selbstwert kann er aber nur durch die soziale Zugehörigkeit aufpolieren. Hin und wieder habe ich mir beim Lesen gedacht, dass das Buch mehr sagen will, aber das auf irgendeine Art und Weise nicht schafft. Das ist einer meiner wenigen Kritikpunkte, die ich über den Roman habe.
Man kann sich natürlich noch über den Erzählstil streiten, der ohne großen Ausdruck und nur sehr schlicht, nüchtern und manchmal leblos rüber kommt. Es gibt auch keine wörtliche Rede im Buch. Ich vermute aber, dass das einfach zu dieser Geschichte gehört, die frei von Pathos und überschwänglichen Emotionen ist. Die Leidenschaft spielt sich dafür zwischen den schlichten Zeilen ab.
Und das ist auch meiner Meinung nach, die große Stärke des Romans!
In dem Buch gibt es keine Erzählinstanz. Es gibt also niemanden, der erklärt, dass Connell Selbstzweifel hat und Marianne sogar eine selbstzerstörerische Persönlichkeit aufweist. Nur durch die Beziehungen, die sie eingehen und vor allem durch die Beziehung zueinander, werden dem Leser die Charakterzüge beider Hauptcharaktere beschrieben.
Menschen werden durch ihre Beziehungen geprägt. Die Unsicherheiten, die fehlende Anerkennung und die Entfremdung die Connell spürt, werden ihm vom Marianne genommen. Connell schenkt Marianne Selbstliebe. Und das ist unabhängig von den Prägungen der Beziehungen, die sie bisher erlebt haben. Erfüllende Beziehungen reparieren die Seelen, das drückt das Buch im Kern aus. Damit ist nicht nur die Beziehung zwischen Marianne und Connell gemeint, sondern auch die Freundschaften, die sie im Laufe der Jahre eingehen.
Interessant ist auch der Aspekt der Entfremdung, der besonders bei Connell als er an seiner Depression erkrankt, zum Tragen kommt. Man merkt schon vorher, dass er sich in Marianne`s Freundeskreis nicht wirklich wohl fühlt, durch den Tod seines Schulfreundes wird ihm aber diese Entfremdung besonders bewusst. Trotz seiner Erfolge, seines Stipendiums scheint er nie angekommen zu sein, in der Großstadt Dublin als auch bei den wohlhabenden Studienkollegen am College. Er vermisst sein altes, einfaches Leben in seiner Heimat.
Zum Schluss sind es daher auch die ökonomische Einflüsse, die das Leben erschweren und sich bis in die Beziehungen verstricken. Connell hat immer wieder mit Geldproblemen zu kämpfen und kann schließlich für ein Semester seine Miete nicht bezahlen. Aus Scham fragt er Marianne nicht, ob er bei ihr wohnen darf. Darauf folgt die nächste Trennung zwischen Connell und Marianne.
Letztlich entscheidet sich Connell zum Studium im Ausland, das für ihn selbst als auch seine finanzielle Situation zum Vorteil ist.
Auch wenn diese Buch für die beiden als Paar kein klassisches Happy End vorsieht, ist es doch für Connell als auch Marianne eine Bereicherung. Sie haben durch ihre tiefe Beziehung zueinander und trotz aller Schwierigkeiten ein Bewusstsein für ihre eigenes Inneres und ihre eigene Identität entwickelt, indem sie den Zugang zu sich selbst und ihren Gefühlen erfasst haben.